Facebook und Psychische Gesundheit ?
Eine Nachricht in der FAZ von heute hat mich fast vom Stuhl fallen lassen und entsetzt: „Um Mobbing und eventuelle Suizide nach Hänseleien zu verhindern, lässt der Schulbezirk Glendale bei Los Angeles künftig soziale Netzwerke überwachen.“
Wir sind ja inzwischen einiges gewöhnt:
- Wir haben uns daran gewöhnt, dass Tausende persönliche Informationen und Details aus ihrem Alltag ins Netz stellen und der Welt mitteilen.
- wir wissen, dass Firmen sich über Bewerber auch bei Facebook informieren.
- Seit den Veröffentlichungen von Edward Snowden weiß jeder Internet-Nutzer, dass alle Informationen auch von Geheimdiensten gelesen werden.
Aber das ist neu: „nach einer Testphase im Frühjahr beauftragte die Schulverwaltung jetzt das Unternehmen Geo Listening, täglich die Posts von 14.000 Schülern der Middle und High Schools bei Twitter , Facebook und anderen Netzwerken zu kontrollieren“.
„Sobald die Fachleute Drohungen oder Warnsignale zu Cyberbulling (siehe diesen Blog zu Cybermobbing), Drogen oder Suizidgedanken entdecken, wird der Glendale Unified School District benachrichtigt.“
„Wir wollen Leben retten, sagte der Schulrat Sheedan. Viele Schüler und Eltern fürchten um ihre Privatsphäre. Das Sammeln von Informationen auf öffentlich zugänglichen Seiten ist aber legal.“ (Ende des Artikel, FAZ, Nr. 215, Seite 9, 16.9.13).
Und ohne Polemik: erst einmal handeln die Schulen und Schulleiter aus Hilflosigkeit und Not: “ Eine Schülerin der Crescenta Valley High School hatte sich vor kurzem das Leben genommen, da sie unter den feindlichen Posts ihre Mitschülerinnen litt.“ (Auch in diesem Artikel).
Aber wären nicht Informationen der Schüler und Schülerinnen über Mobbing, Stärkungen der sozialen Kompetenz und des Selbstbewusstseins, Hilfsangebote der Schulen und Ansprechpartner für Schülerinnen in Not notwendig ?
Brauchen vielleicht auch zuallererst Eltern und Lehrerinnen und Lehrer Informationen über Soziale Netzwerke?
Die Idee, Überwachung in Sozialen Netzwerken mit Service zur Psychischen Gesundheit und zur Gefahrenabwehr einzusetzen, zeigt mir eher, wie hilflos diejenigen sind, deren Support und Hilfen die Betroffenen so dringend bräuchten.
Und was ist, wenn die Informationen nicht nur an die Schulen, sondern auch an zukünftige Arbeitgeber oder Geheimdienste geraten ? Wenn zusätzliche Informationen erfasst werden, die nichts mit Mobbing oder Selbstmordgefährdung zu tun haben ?