Smartphone Mütter sind oft überfordert

Smartphone Nutzung, Handysucht und die Auswirkungen v.a. auf Jugendliche beschäftigen die Medien und die Fachwelt immer wieder.

Jetzt hat eine Forschungsgruppe die Auswirkungen von Smartphone Nutzung auf die Beziehung zwischen Müttern und ihren Kindern untersucht und interessante Ergebnisse gefunden (Brandon McDaniel, Pediatric Research, 13. June 2018).
Sie SZ  hat einen Artikel über die Ergebnisse etwas reisserisch mit: „Mutter ist ein Zombie“ betitelt (SZ, Nr. 141, 22.6.2018).

Die Autoren untersuchten welcher Einfluss Stress auf die Smartphone-Nutzung von Eltern hatte und welche Folgen dies mittelfristig auf die Eltern – Kind – Beziehung hatte (nach 6 Monaten).

Insgesamt wurden 183 Paaren mit Kindern im Alter zwischen 0 bis 5 Jahren nach 3 und 6 Monaten untersucht.
Leider wurden anscheinend nur die Aussagen der Eltern und keine eigene Untersuchung durch die Forschergruppe durchgeführt.

Die Ergebnisse zeigen wenig überraschend, dass sich Eltern oft vermehrt ihren Smartphones zuwenden, wenn sie von schwierigen Verhalten  der Kinder gestresst sind.
Das hat negative Auswirkungen auf das Verhalten der Kinder: sie quengelten zunehmend, jammerten, bekamen Wutausbrüche oder zogen sich apathisch zurück.

Ergebnisse der Bindungsforschung

Mit diesen Ergebnissen bestätigen die Autoren die Befunde der Bindungsforschung bei Kleinkindern. Auf YouTube kann dies am Beispiel des „Still Face“ Experiments von Dr. Edward Tronick aus dem Jahre eindrucksvoll bestätigt werden:

Kinder versuchen mit allen Mitteln Kontakt zu Bezugspersonen herzustellen:
Gelingt ihnen das nicht, reagieren sie verunsichert, ängstlich und verzweifelt.

Das zeigt (auch in Bezug auf die aktuelle Studie), dass Kinder verunsichert auf Kontaktabbruch reagieren. Sie brauchen gerade in Situationen, in denen sie anstrengend sind (Eltern anstrengen oder stressen), Sicherheit und Versicherung.
Wenn Eltern sich dann aber abwenden, weil sie überfordert sind, vergrössert das die Unsicherheit der Kids rund löst verstärkte Bemühungen nach Versicherung aus.
Kinder werden also noch anstrengender.
Das ist ein Kreislauf, der alle Beteiligte immer weiter überfordert.

Hilfreich wäre für alle Beteiligten eine Form von Deeskalation und eine Beruhigung der angespannten Situation für alle – die anstrengenden Kinder und die überforderten Eltern.