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Psychosomatik: Ärzte vermeiden Gespräche

Wenn der Arzt sich drückt.: So beschreibt ein Arzt in SpiegelOnline den Umgang vieler Ärzte mit psychischen Ursachen von Beschwerden.

Bei einem Drittel der Menschen, die mit körperlichen Beschwerden zum Arzt gehen, finden Ärzte keine körperliche Ursache.

Herr Dr. Stelzig, Leiter einer Psychosomatischen Abteilung in Salzburg, berichtet, dass Ärzte immer weitere Untersuchungen machen, statt diesen Patienten Gespräche anzubieten. Denn oft verbergen sich hinter den Beschwerden Depressionen, Erschöpfungszustände im Sinne eines Burn out Syndroms, Reaktionen auf Konfliktsituationen, Mobbing oder ein Trauma.

Die Betroffenen fühlen sich in die Psychoecke abgeschoben, missverstanden und nicht ernst genommen. So entsteht, nach Stelzig ein Misstrauen, dass immer wieder zum Arztwechsel und Aufsuchen neuer Ärzte führt („Ärzte-Hopping“). Dort wiederholt sich oft dieser „Teufelskreis“.

Stelzig betont, dass es nicht nur Aufgabe der psychosomatisch arbeitenden Ärzte ist, bei Patienten ein Verständnis dafür zu schaffen, dass es körperliche Beschwerden auch ohne körperliche Ursachen geben kann – und dass es Lösungen für diese Probleme gibt. Bei diesen Erkrankungen handelt es sich um die so genannten Somatisierungsstörungen (siehe auch an anderer Stelle in diesem Blog).

Zum Spiegel-Artikel

Burn out – Trend mit ernstem Hintergrund

Im letzten Herbst wurde eine Studie über „Psychische Gesundheit im Betrieb“ veröffentlicht, die der Ausschuss für Arbeitsmedizin im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales erstellt hat. Darin wird der Anteil von Frühberentungen aufgrund von psychischen Erkrankungen mit 40 % angegeben. Diese Zahl steht im Einklang mit Erhebungen der Krankenkassen, die nachweisen, dass sich die Arbeitsunfähigkeitstage wegen psychischer Erkrankungen in den letzten 10 Jahren verdoppelt haben. Bei diesen Diagnosen sind die Krankschreibungen zudem länger als bei organischen, also körperlichen Erkrankungen.

Wochenzeitschriften wie Spiegel, Fokus, Stern berichteten schon von der „Generation Burn out„. Untersuchungen der AOK ergeben 130.000 Menschen, die 2012 wegen eines Burn out-Syndroms krankgeschrieben wurden. Eine Analyse des Robert Koch-Instituts (DEGS 2012) spricht von 2,6 % bis 5,8 % der Bevölkerung. Dabei wird die Diagnose „Burnout“ von vielen Psychiatern durchaus kritisch gesehen. Ist Burn out eine „Modediagnose“?

Die Fragestellung ist äußerst komplex. Zwar ist das Burnout-Syndrom in der Tat keine anerkannte einheitliche Krankheitsdiagnose, andererseits kann man damit aber Krankheitsbilder beschreiben, die zum großen Teil behandlungsbedürftig sind. Viele  Patienten kommen mit Burnout-Symptomen zu uns in das ausführliche Vorgespräch, welches wir obligatorisch vor einer Aufnahme auf Station oder in die psychosomatische Tagesklinik führen.

Was also ist mit dieser Diagnose gemeint und warum greift sie so um sich? Zunächst einmal: Unter einem Burn out-Syndrom leiden Menschen, die körperlich und psychisch erschöpft und ausgebrannt sind. Medizinisch liegen diesem Syndrom Depressionen unterschiedlichen Schweregrades sowie Somatisierungsstörungen zugrunde. Bei letzteren entstehen Schmerzen, obwohl sich weder am Herzen, noch an der Bandscheibe, noch dem Verdauungstrakt oder sonstigen Organen körperliche Erkrankungen oder Veränderungen zeigen.

Zahlreiche Untersuchungen weisen inzwischen nach, dass den im Burn out-Syndrom zusammengefassten Erkrankungen sowohl allgemeingesellschaftliche als auch betriebliche Ursachen sowie viele individuelle Faktoren zugrunde liegen.

Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen beziehen sich auf zunehmende Arbeitsunsicherheit, den immer größer werdenden Anteil von Menschen, die ihre Arbeitsverhältnisse als schwierig erleben und auf sich ständig beschleunigende Prozesse durch Automaten, Internet und permanente Kommunikationsbereitschaft mittels Mobiltelefon und E-Mail.

Bei den betrieblichen Ursachen spielen zum Beispiel Zusammenlegungen und Vergrößerungen von Firmen, die Schließung oder Verlagerung von Standorten und Arbeitsunsicherheit durch Kündigungswellen eine Rolle.

Individuelle Ursachen finden sich bei Menschen, die sich zum Teil ihr Leben lang für andere aufgeopfert haben, die Privates schlecht vom Beruflichen trennen können und teilweise schon in Kindheit und Jugend in eine Helferrolle hineingewachsen sind.

Dementsprechend finden sich beim Burnout-Syndrom typische Berufsgruppen wie Führungskräfte, Freiberufliche und Kreative sowie Menschen in sozialen Berufen. Auch Frauen und Männer in Familien, die sich um Haus und Hof, die Familie, die Kinder, um kranke und pflegebedürftige Eltern oder Schwiegereltern sorgen, sind oft betroffen.

Ziel der psychosomatischen Therapie ist, zunächst die depressive Erschöpfung zu behandeln und den Patienten bei der alternativen Lebensgestaltung zu unterstützen. Dazu gehört der schwierige Prozess, sich mehr abzugrenzen, mehr für sich selbst zu sorgen und an manchen Stellen auch „Nein“ zu sagen.

Wenn sich unsere Patienten nach der Behandlung wieder eigenständig für organisatorische Verbesserungen in ihrem Leben einsetzen, für besseres Zeitmanagement oder für Veränderungen im Beruf, dann hat sich unsere Arbeit gelohnt.

Über diesen Weblog

Körperlich und psychisch gesund! Mit diesem Weblog möchten wir Ihnen ein interessantes und immer wieder aktuelles Angebot an Informationen, Neuigkeiten und Links aus dem hoch-interessanten Gebiet der Psychosomatik und Psychotherapie bieten.

Warum entsteht diese zusätzliche Seite?

Auf Standard-Websites  ist oft schwierig, zeitnah auf Geschehnisse oder Berichte zur psychischen Gesundheit und psychischen Erkrankungen, z.B. auch aus der Tagespresse, einzugehen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Deshalb möchten wir unsere Informationen auf der Klinik-Homepage www.klinik-ebe.de um aktuelle Themen rund um die psychische Gesundheit und ihre Bedeutung für unser Wohlbefinden und unser Leben z.B. in Beziehungen, Partnerschaften, Familien und im Beruf ergänzen.

Ausserdem möchten wir Ihnen über interessante Fachliteratur berichten und Ihnen gesundheitspolitische Informationen geben, soweit sie für Menschen mit psychischen Problemen, Beschwerden oder Erkrankungen relevant sind. Das können durchaus auch Informationen zu der Lage der Psychosomatik, zu Fragen der Kosten oder Zukunft von stationären oder Tagesklinischen Behandlungen im Krankenhaus betreffen.

Für Kolleginnen und Kollegen werden wir in den nächsten Monaten Fachinformationen zusammenstellen, die uns bei unserer täglichen Arebit helfen können.

Niemals zuvor haben psychische Fragestellungen in der Öffentlichkeit und den Medien eine so gravierende Rolle gespielt wie heute. Zugleich sind wir heute mehr denn je bereit, unsere Ängste und Probleme genauer anzuschauen, über ihren Einfluss auf unsere Gesundheit nachzudenken und dafür professionelle Hilfe anzunehmen.

Dieser Blog möchte diesen Prozess unterstützen und durch eine fachliche Kommentierung aktueller Medienveröffentlichungen oder Fakten des Zeitgeschehens mithelfen, Ängste zu versachlichen und Lösungswege aufzuzeigen.