Beiträge

Über die Schwierigkeiten, die richtige Behandlung für psychische Erkrankungen zu finden

In der SZ vom 27.3.14 wird über eine Podiumsdiskussion im SZ-Gesundheitsforum zur psychischen Gesundheit berichtet. In den folgenden Zeilen finden Sie meinen Leserbrief an die SZ zum Thema:

„Auf einer Podiumsdiskussion ist es schwer, ein so komplexes Fachgebiet wie die Psychiatrie differenziert darzustellen.

Aber auch im Artikel von C. Weber unter dem Titel „Wer hat Angst vorm Seelenarzt“ werden meiner Ansicht nach die Unterschiede nicht richtig deutlich und Ängste vor Stigmatisierung und Zwangsbehandlungen nicht wirklich abgebaut.

Um es kurz darzustellen:

Im Bereich der psychischen Erkrankungen unterscheiden wir zum einen zwischen akuten Erkrankungen und chronischen Erkrankungen und zum anderen  zwischen Erkrankungen, die einer intensiven, hochfrequenten Psychotherapie bedürfen und solchen, die intensiv betreut werden müssen.

Alle vorliegenden Erhebungen belegen eine Zunahme psychischer Erkrankungen (Gesundheitsreport AOK, BAK, DAK). Mit 18,8 % ist die Arbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer Erkrankungen auf Platz zwei der Statistiken in Deutschland.

Die Zunahme ist v.a. begründet durch zunehmenden, chronischen Stress am Arbeitsplatz, durch akute psychischen Krisen, z.B. durch Arbeitsplatzverlust, Beziehungskrisen, depressive Episoden, Angsterkrankungen, Burnout usw.

All diese Patienten brauchen intensive Psychotherapie. Diese kann in personell entsprechend ausgestatteten Psychotherapiestationen in Psychiatrischen Kliniken erbracht werden.

Allerdings ist die Psychotherapie das Kerngebiet der „Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie“, und es wundert mich, dass dieses Fachgebiet im Artikel und anscheinend in der Diskussion gar nicht genannt wird.

Chronische Erkrankungen, psychotische Erkrankungen, Wahnerkrankungen, Suizidalität, und Demenzen bedürfen medikamentöser Behandlung und engmaschiger Betreuung, z.T. in geschlossenen Abteilungen.

Das war schon immer das Kerngeschäft der Psychiatrie, einer Disziplin, die sich erst seit 1994 verstärkt der Psychotherapie zugewandt hat und ihre Abteilungen und ihren Facharzt in Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie umbenannt hat.

In den Klinken beider Fachrichtungen arbeiten psychologische Psychotherapeuten immer in enger Zusammenarbeit mit den behandelnden Ärzten, wie meist auch in ambulanten Psychotherapie-Praxen. Ich frage mich, warum das im Artikel als „gefährliche Zweispurigkeit“ bezeichnet wird.

Aber trotz dieser Unterscheidung gibt es immer noch zu wenig Standards und Leitlinien, die Auskunft darüber geben, wann welcher Mensch mit welcher Erkrankung welche Behandlung braucht.

Nach wie vor kann es passieren, dass jemand mit der gleichen Erkrankung bei unterschiedlichen Anlaufstellen unterschiedliche Behandlungsempfehlungen bekommt.

Nach wie vor gibt es Kliniken, in denen die Pharmakotherapie (Behandlungen mit Medikamenten) immer in den Vordergrund gestellt wird, unabhängig von den Problemen und Konflikten der Betroffenen. Aber es gibt auch solche, die nur Therapien anbieten, auch wenn Kombinationsbehandlungen medizinisch unbedingt notwendig wären.

Um das zu ändern, brauchen Patienten mehr Informationen und die Kliniken mehr vergleichende, wissenschaftliche Studien über die Sektorengrenzen (stationär, ambulant) hinweg.

Und ganz nebenbei: Patientinnen mit Magersucht brauchen intensive Psychotherapie und in der Regel keine Zwangsbehandlungen. Das ist inzwischen Standard.“

Psychosomatik 55 plus im Senioren-Ratgeber

Im Oktober 2013 hatten wir in unserer psychosomatischen Abteilung in Ebersberg Besuch von einer Redakteurin und einem Fotografen des Senioren-Ratgebers, der Zeitschrift, die monatlich bundesweit in den Apotheken ausliegt. Einen halben Tag lang führten wir sie durch die Abteilung, hatten intensive Gespräche über unsere psychosomatische Behandlung von Älteren und erklärten unser besonderes Konzept von stationärer und tagesklinischer Behandlung. 

Unter dem Titel: „Wie Therapeuten psychische Leiden heilen“ ist ihr Artikel im Senioren-Ratgeber jetzt online nachzulesen.

Und wie auch in diesem Blog an einigen Stellen nachzulesen ist, haben wir viel Erfahrung in der Behandlung von älteren Menschen, die oft erstmals in ihrem Leben in Krisen geraten, wenn sie am Ende des Berufslebens einen neuen Lebensabschnitt beginnen.

Und die Probleme, die dann zu bewältigen sind, können vielfältig sein: Manche vermissen die Aufgaben, den Beruf und die Verantwortung. Manche fühlen sich nicht mehr gebraucht oder sind auch nicht mehr so leistungsfähig. Wieder andere fühlen sich abgeschoben. Viele haben wenig Erfahrung mit der jetzt zur Verfügung stehenden Zeit. Auch die Ehen und Partnerschaften verändern sich oft. Bei Manchen häufen sich gesundheitliche Probleme. Andere haben Angst vor den Folgen des Alterns und vor Hilfsbedürftigkeit.

Das kann zu schweren depressiven Krisen, Angsterkrankungen,  zahlreichen unspezifischen körperlichen Beschwerden (Somatisierungsstörungen) und anderen psychischen Erkrankungen führen, für die spezialisierte Behandlungen z.B. in psychosomatischen Abteilungen notwendig sind.

Wir führen dazu genaue medizinische und psychotherapeutische Untersuchungen und Diagnostik durch und bieten eine spezialisierte psychosomatische Behandlung in Station und Tagesklinik an.

Dazu kombinieren wir regelmäßige Psychotherapien, Spezialtherapien, soziales Kompetenztraining, mit Entspannungsmethoden, körperlicher Aktivierung und Sport. Wenn notwendig kombinieren wir diese Therapien mit einer medikamentöser Behandlung, 

Außerdem führen wir bei Bedarf eine Diagnostik der Hirnleistungen und Konzentrationsfähigkeit durch und bieten regelmäßiges Konzentrations- und Gedächtnistraining durch eine Neuropsychologin an.

 

Mobbing macht krank – Mobbing ist teuer

Aus aktuellem Anlass will ich an dieser Stelle, die Informationen zu Mobbing vervollständigen und auf den Mobbing-Report, einen Ratgeber und ein You Tube Video hinweisen.

Schon im März hatten wir in diesem Blog einen Beitrag zu Mobbing geschrieben und die Definition und die Häufigkeit von Mobbing (11% aller Beschäftigten) aufgezeigt.

In einer Broschüre der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin unter dem Titel: Wenn aus Kollegen Feinde werden…., der Ratgeber zum Umgang mit Mobbing“ bekommen Sie Informationen darüber, wie man Mobbing erkennt, wer warum mobbt und was typische Mobbingfolgen sind. Hier werden auch Handlungsempfehlungen gegeben (diese lesenswerte Broschüre finden Sie unter Vorträge-Informationen in diesem Blog).

Genauso empfehlenswert ist die repräsentative Studie zu Mobbing in Deutschland von 2500 Erwerbstätigen im Alter von 18 bis 65 Jahren von Meschkutat, Stackelbeck und Langenhoff (Mobbing-Report, 2002) ebenfalls unter Vorträgen-Informationen im Blog.

Ein hochinteressantes Interview zu Mobbing/Bossing mit Herrn Dr. Klaus Nidefinden Sie auf You TubeDas Video wurde 20.246 Mal aufgerufen !!

Mobbing bedeutet, dass jemand am Arbeitsplatz systematisch und über einen längeren Zeitraum schikaniert, drangsaliert, benachteiligt und ausgegrenzt wird.

In verschiedenen Arbeiten und im Mobbing-Report, 2002 werden typische Phasen eines Mobbing-Prozesses beschrieben:

Phase 1: Ungelöster Konflikt

Ein Konflikt steht im Raum. Es kommt zu ersten Schuldzuweisungen und persönlichen Angriffen

Phase 2: Der Psychoterror beginnt

Der eigentliche Konflikt gerät in den Hintergrund, die betroffene Person wird zur Zielscheibe. Folgen: Verlust des Selbstwertgefühls, Isolation und Ausgrenzung

Phase 3 Arbeitsrechtliche Sanktionen

Die Sache eskaliert, die betroffene Person ist stark verunsichert, sie kann sich nicht mehr konzentrieren, macht Fehler und gilt zunehmend als „problematisch“.
Folgen: Arbeitsrechtliche Konsequenzen wie Abmahnung, Versetzung, Androhung einer Kündigung

Phase 4: der Ausschluss

Das Ziel der Mobber ist erreicht: die betroffene Person kündigt oder es wird ihr gekündigt, bzw. sie willigt in einen Auflösungsvertrag ein

„Die Wahl der Waffen“ (ebenda) ist unendlich groß, letztlich richtet sie sich nach den Möglichkeiten, die die zum Mobbing entschlossene Person besitzt. Akzeptabel ist für den Mobber fast alles, was den anderen trifft. Unterschieden wird zwischen:

  • Mobbing auf der Arbeitsebene (sinnlose Tätigkeiten, Unterschlagen von Informationen, Manipulation von Arbeitsergebnissen usw.)
  • Mobbing auf der sozialen Ebene (wie Luft behandeln, demonstratives Schweigen, Verleumden, Anspielungen, kollektives Abwenden).

Risikogruppen für Mobbing sind: Frauen, Auszubildende, ältere Beschäftigte.

Dabei haben Menschen in sozialen Berufen ein dreimal so hohes Mobbing-Risiko und Menschen in Banken und Versicherungen ein doppelt so hohes Mobbing-Risiko wie der Durchschnitt.

Die Arbeitsorganisation

Stress und Angst am Arbeitsplatz machen Mobbing wahrscheinlicher. Dazu gehören nach der Broschüre:

  • eine mangelhafte Arbeitsgestaltung
  • ein autoritärer Führungsstil
  • fehlende Gesprächskultur

Dazu kommen eine angespannte Situation auf dem Arbeitsmarkt, Ellenbogenmentalität in bestimmten Branchen, die die Bereitschaft von Mobbern erhöhen, sich unfaire Vorteile zu verschaffen. In „einigen Firmen gibt es sogar Mobbing, um Personal abzubauen.“

„Mobbing macht krank – Mobbing ist teuer“

Mobbing führt zu massiven psychischen Problemen und verursacht häufig persönliche Tragödien. Gemoppte Mitarbeiter sind häufiger krank, weniger motiviert und weniger produktiv.

Zahlen belegen, dass 31 % aller Arbeitsunfähigkeiten in Zusammenhang mit psychischen „Fehlleistungen“ stehen. (Es ist davon auszugehen, dass ein Großteil davon durch Mobbing verursacht wird). Die „Kosten an direkten Aufwendungen für Krankheitsbehandlungen belaufen sich auf 11,1 Milliarden, die indirekten Kosten durch Produktionsausfall werden mit 13,4 Milliarden angegeben“ (ebenda).

Im Mobbing-Report werden 43,9 % Krankschreibungen bei Mobbing-Opfern beschrieben. Mehr als die Hälfte der Betroffenen sind länger als 6 Wochen krank.

Handlungsstrategien für Betriebe

Gerade in Zeiten der Globalisierung, von immer größerer Arbeitsverdichtung und zahlreichen anderen Umwälzungen in Betrieben sind klare Strukturen und eindeutige Verantwortlichkeiten, eine gezielte Personalentwicklung und eine hohe Arbeitszufriedenheit wichtige Voraussetzungen gegen Mobbing.

„Dort, wo unter schlanker Produktion vor allem eine abgespeckte Organisationsentwicklung verstanden wird, wo Personal nur als Kostenfaktor betrachtet wird und nicht als das wichtigste Firmenkapital, wo das Zwischenmenschliche keine Rolle spielt, entstehen Ängste und Unsicherheiten, die in Aggressionen und Mobbing umschlagen können“ (ebenda, S. 25).

Langfristige Handlungsstrategien beinhalten Schulungen, Engagement von Vorgesetzten gegen Mobbing, Anti-Mobbing-Betriebsvereinbarungen,, Schaffen einer Schlichtungsstelle und eines Mobbing-Beauftragten (siehe Mobbing-Report,2002).

Was können Betroffene tun ?

Oft ist es für Betroffene unmöglich, den Teufelskreis zu durchbrechen. Das liegt daran, dass Mobbing gerade darauf angelegt ist, direkte Auseinandersetzungen und fairen Umgang miteinander zu vermeiden.

Trotzdem sollten Betroffene gerade im Anfang einer solchen Entwicklung versuchen, klärende Gespräche zu führen, Konflikte anzusprechen und evt. so ein beginnendes Mobbing abzuwenden.

Der nächste Schritt sollte sein, beginnendes Mobbing öffentlich oder offensichtlich zu machen und Verbündete zu suchen. Jetzt ist auch das Gespräch mit Abteilungsleitern notwendig. Diese sollten Interesse am Arbeitsfrieden und der Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter haben. Ist der Mobber der Vorgesetzte und eine Klärung nicht möglich, sollte die Geschäftsführung oder Personalleitung Interesse an einer Klärung haben. An dieser Stelle sollten sich Betroffene Unterstützung vom Betriebs- bzw. Personalrat holen.

Außerhalb des Betriebes sollten sich Betroffene frühzeitig die Unterstützung von Freunden, Partnern, der Familie und von Hausärzten suchen. Als weitere Hilfen sind Rechtsanwälte und Mobbingberatungsstellen mögliche Anlaufstellen.

Wenn die Arbeitsfähigkeit gefährdet ist und sich schwere Depressionen und Selbstwertzweifel einstellen, sollten Betroffene unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Durch eine ambulante oder stationäre Behandlung wie z.B. in unserer Abteilung für Psychosomatik bei München können Sie dafür sorgen, dass durch monatelanges Mobbing keine nachhaltigen Beeinträchtigungen der Arbeitsfähigkeit, des Selbstvertrauens und der Energie, sich auf andere Stellen zu bewerben, entstanden sind.

Dennoch muss an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass laut Mobbing-Report der BAuA in mehr als 50% der Fälle  erst eine Kündigung bzw. eine Auflösung des Arbeitsvertrages den Psychoterror am Arbeitsplatz beendet.

Deshalb ist es so wichtig, „verstärkt Prävention zu betreiben und durch vorbeugende Maßnahmen ein Betriebs- und Arbeitsklima zu schaffen, in dem Mobbing nicht gedeihen kann.“ (ebenda, S 29)

 

Ayurveda und Psychische Gesundheit

In diesem Jahr sind Freunde von mir zu einer Ayurveda Behandlung in Deutschland und in Indien gefahren.

Und mir stellt sich die Frage: Was macht Ayurvedische Medizin für so viele Menschen interessant und kann Ayurveda Psychische Erkrankungen heilen?

Ayurveda ist mehr als eine alternative Medizin, sondern eingebunden in eine mehr als 3000 Jahre alte indische Philosophie, Menschheitslehre und Heilkunde, die einen sehr umfassenen Gesundheitsbegriff geprägt hat.

V.a. der ganzheitliche (holistische) Ansatz, das breite Therapiespektrum, bei dem körperliche, psychische Aspekte, die Ernährung, Lebenshygiene, eine sehr differenzierte  Planzenheilkunde mit über 500 „Heilpflanzen“ machen Ayurveda und die traditionelle ayurvedische Medizin für viele Menschen interessant.

Das Yoga zu Ayurveda dazugehört, erhöht seinen Reiz noch zusätzlich.

Der umfassende Ansatz wird schon im alten ayurvedischen Textbuch aus dem 6. Jahrhundert vor  Christus deutlich: „Der Mensch wird gesund genannt, dessen Körper, Stoffwechsel und Verdauung normal und ausgewogen funktionieren und dessen Sinne, Geist und Seele sich im Zustand äusserer Harmonie und inneren Glücks befinden.“ (Zitiert nach Ruscher, 2001).

Das klingt wie der Gesundheitsbegriff der WHO, die Gesundheit als Zustand körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens definiert hat.

Dieser umfassende Begriff  von menschlicher Gesundheit ist der „westlichen“ Medizin, der Medizin in den industrialisierten Ländern verloren gegangen. Hier werden v.a. körperliche Akutkrankheiten behandelt und der Mensch und seine Lebensumstände und Konflikte  vergessen. Das ist sicher einer der wichtigsten Gründe dafür, dass sich Menschen den alternativen, Jahrhunderte alten Heilmethoden zuwenden

Eine sehr empfehlenswerte Beschreibung lieferte 2001 Dr. Ruscher unter dem Titel “ Auftrag zum Heilen im Osten und Vermarktung im Westen.“

Hier, wie an vielen anderen Stellen wird deutlich, dass sich die Ayurvedische Medizin, die in Indien bis heute die wichtigste Versorgung für die Menschen darstellt, die keinen Zugang zu westlicher Medizin haben, im Westen oft sinnentleert vermarktet und zu Wellness-Zwecken verwandt wird.

Problematisch wird die Diskussion um die ayurvedische Medizin, wenn der Ansatz der evidenzbasierten Medizin an ein Gesundheitssystem angelegt wird, Dias viel zu komplex ist, um sich auf den nachgewiesenen, wissenschaftlichen Nutzen reduzieren zu lassen.

So wurde der ayurvedischen Medizin von der Stiftung Warentest jeder Nachweis einer Wirksamkeit abgesprochen, was zu heftigen Debatten auch im Netz bis zu juristischen Auseinandersetzungen geführt hat.

Dabei wurde nicht an Polemik gespart: von „Wellness-Jüngern“ und „Heiligen“ ist die Rede.

Doch das wird denjenigen, die Ayurveda nicht nur zur Wellness und für einen schönen Urlaub verwenden, sondern Antworten auf drängende Fragen suchen oder zur Behandlung von Krankheiten nach Ayurveda schauen, nicht gerecht.

Aus Psychosomatischer Sicht erscheint es wichtig, die richtige und optimale Behandlung für individuelle Krankheiten und Probleme zu finden Und dabei natürlich den „ganzen Menschen“ mit seinen körperlichen, psychischen und sozialen Problemen und Konflikten zu betrachten.

Dieser Ansatz ist dem der ayurvedischen Medizin, wie beschrieben, ähnlich.

Und dabei sollte jeder Mensch natürlich nach ausführlicher Information selbst entscheiden, welche Unterstützung und Behandlung er/sie sucht.

Aber wenn es nachgewiesene, erfolgreiche Behandlungen für bestimmte Erkrankungen gibt, sollten Menschen darüber informiert werden. Damit sie sich nicht aus weltanschaulichen Gründen für eine Behandlung entscheiden, die sie überzeugt, für die aber der spezielle Nutzen für die entsprechende Krankheit nicht nachgewiesen worden ist.

Denn wenn einer Erkrankung ein spezifischer Konflikt zugrunde liegt, kann in der Regel nur Psychotherapie und Psychosomatik helfen, mit diesen Konflikten besser zurecht zu kommen.

Ich denke dabei z.B. an Konflikte am Arbeitsplatz, die zu einem Burnout führen, oder an Trennungen, die zu Depressionen führen, usw.

Und mit dem Versuch, die verschiedenen Sprachen unter einen Hut zu bringen: um die drei Doshas (Vata, Pitta und Kapha) wieder in das biologische Gleichgewicht zu bringen, hilft in solchen Fällen Psychotherapie besser als ayurvedische Massnahmen.

Diese Informationen hatte z.B. eine ehemalige Patientin von mir offensichtlich nicht, als sie sich zur Behandlung ihrer Bulimie in einer Ayurvedischen Klinik in Indien entschied. Bei der Untersuchung wurde nämlich deutlich, dass der Erkrankung massive familiäre Konflikte und, nach zahlreichen Traumatisierungen, eine emotional-instabile Persönlichkeitsstörung zu Grunde lagen.

D.h. aber auch, dass die Behandlung einer Depression, von Burnout oder anderen Psychischen Erkrankungen mit Ayurveda, für die im Ayurveda-Portal geworben wird, ohne exakte Untersuchung und Diagnostik nicht dem Stand des medizinischen Wissens und den Standards der aktuellen Nationalen Versorgungsleitlinien entspricht.

D.h. für Patienten mit diesen Erkrankungen, dass sie zusätzlich zur Ayurvedischen Diagnostik eine medizinisch/psychotherapeutische Diagnostik in Anspruch nehmen sollten, bevor sie sich für eine Behandlung entscheiden.

Psychisch Gesund durch Sport bis ins Alter

Nur 34,7 % der Menschen in Deutschland treiben regelmässig Sport, wie neuere Untersuchungen belegen (Statistika, 2013). Und diese Zahl nimmt mit zunehmendem Alter noch ab.

Dabei ist nachgewiesen, dass regelmässiger Sport  gesund hält.

Zwei neuere  Untersuchungen wiesen zudem nach, dass Sport auch bei Depressionen hilft:

Eine methodisch sehr gute, systematische Übersichtsarbeit der Cochrane Collaboration bestätigt einen moderaten Effekt von körperlichem Training bei Depressionen (Cochrane Database of Systematic Reviews, Bd. 8, 2013). 2326 Teilnehmer in 35 Wissenschaftlichen Arbeiten wurden untersucht.

Die Effekte waren ähnlich stark wie die von Medikamenten und Therapien.

In einer zweiten Arbeit wurden 3450 Teilnehmer mit einem Durchschnittsalter von 64 Jahren 8 Jahre lang begleitet und untersucht. Auch in dieser Arbeit wurden positive Effekte mit weniger Erkrankungen und Depressionen bestätigt.

Der besondere Charme der zweiten Untersuchung liegt daran, dass auch Menschen, die erst spät mit körperlichem Training anfangen, oder wieder anfangen, von diesen Vorteilen profitieren.

Deshalb kombinieren wir bei unserer stationären und tagesklinischen Behandlung in unserer Psychosomatischen Abteilung bei München auch schon lange intensive Psychotherapie, mit Sport und körperlicher Aktivierung.

Viele der Patienten bestätigen und, dass sie z.T. erstmals seit Jahren wieder Sport treiben und sich stärker, aktiver, antriebsstärker und kraftvoller fühlen.