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„Deutschland hat Rücken“

Das ist der Titel des „Gesundheitsreports 2014“ der Techniker Krankenkasse, aus dem SPIEGEL online berichtet.

Wir hatten witzigerweise zum gleichen Thema in diesem Blog am 4.8.13 getitelt: „Ich habe Rücken“ und auf die psychischen Aspekte bei Rückenschmerzen hingewiesen. Dabei haben wir auch aus der „Nationalen Versorgungsleitlinie“ aus dem Jahre 2011 zur Diagnostik und Behandlung von Rückenschmerzen hingewiesen.

Der Gesundheitsreport 2014 der TK belegt jetzt erneut die Häufigkeit von chronischen Rückenschmerzen bei 4,1 Millionen Versicherten und beschreibt, dass nur ein kleiner Teil der betroffenen Patienten nach den nationalen Leitlinien und Experten-Empfehlungen behandelt werden. Immer noch wird zuviel geröntgt und operiert.

Dabei sind chronische Rückenschmerzen seit Jahren der häufigste Grund für Krankschreibungen in Deutschland. Auch darüber haben wir in diesem Blog schon mehrfach berichtet. So z.B. über „chronische Rückenschmerzen“ am 27.4.14.

Neue Zahlen der TKK belegen diese Häufigkeit: 10% aller Beschäftigten werden wegen „Rückenschmerzen“ krank geschrieben. Die durchschnittliche Dauer der Arbeitsunfähigkeit liegt bei nur 17,5 Tagen und damit 5 Tage über dem Durchschnitt aller Krankschreibungen. Im „Gesundheitsreport 2014 wird auch nach Berufsgruppen und Regionen unterschieden.

In einem TK-Rückenatlas“ kann man in einer Deutschlandkarte die Häufigkeiten nach Regionen. Ausserdem gibt es sehr detaillierte Tabellen und Statistiken zu Alter, Geschlecht und Berufsgruppen der Betroffenen.

Zusammenfassend kann man festhalten, dass meist viel zu spät mehrere Experten zur Untersuchung und Behandlung der Betroffenen eingeschaltet werden (wie in der Nationalen Versorgungsleitlinie empfohlen wurde).

Diese könnten die Patienten und ihre Erkrankungen nach körperlichen, psychischen und sozialen Aspekten untersuchen, früh genug die Risiken für eine Chronifizierung erkennen und durch gezielte interdisziplinäre Zusammenarbeit verhindern.

 

Bundestag Anhörung: Stärkung der Psychosomatik im PEPP

Heute findet im Ausschuss für Gesundheit des Deutschen Bundestages eine Anhörung zur Weiterentwicklung des PEPP-Entgeltsystems, des Systems für die zukünftige Finanzierung der stationären Behandlungen in den Abteilungen für Psychiatrie und Psychosomatik, statt.

Als Sachverständiger werde ich die Position der Psychosomatik und des Verbandes der Psychosomatischen Kliniken, VPKD, vertreten.

Im Positionspapier des VPKD wird das bisherige, historisch gewachsene Entgeltsystem in den Kliniken kritisiert und die Notwendigkeit eines leistungsorientierten Vergütungssystem hervorgehoben.

Krankenhäuser bekommen nämlich bis heute Tagespauschalen, die einmal im Jahr mit den Krankenkassen in Budgetverhandlungen festgelegt werden. Sie haben eher etwas mit den Besonderheiten der Kliniken, als mit der Patientenbehandlung zu tun. Kliniken bekommen also bis heute die gleichen Tagespauschalen für alle Patienten, unabhängig von dem Behandlungsaufwand oder der Schwere der Erkrankung der Patienten.

Darüber hinaus ist dieses bisherige Entgeltsystem intransparent und die Bezahlung unabhängig von der Intensität und Qualität der Behandlung. Oft werden Patienten mit den gleichen Erkrankungen ganz unterschiedliche Behandlungen angeboten, je nachdem in welcher Klinik die Behandlung stattfindet. Viele der Behandlungen sind nicht leitliniengerecht, die Wirksamkeit und der Erfolg nicht durch wissenschaftliche Untersuchungen überprüft.

So hat z.B. die Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung zur Behandlungen von Depressionen bei mehr als 6 Millionen Versicherten nachgewiesen, dass nur ein Viertel der Patienten eine leitliniengerechte, angemessene und notwendige Behandlung bekommt (siehe dazu Beitrag in diesem Blog).

Bei der Anhörung werde ich mich deshalb insbesondere einsetzen für:

– die Finanzierung von mehr Psychotherapie im Entgeltsystem

– mehr Qualitätssicherung und mehr Anwendung von Qualitätssicherung und Leitlinien

– die Einrichtung von Psychosomatischen Institutsambulanzen und mehr sektorenübergreifender Versorgung

– einer Einführung des PEPP-Entgeltsystems mit einer verlängerten bugetneutralen Phase

– einer weiteren Differenzierung von Diagnosen und Prozeduren

– und einer Modifizierung der Kodierrichtlinien

Mobbing macht krank – Mobbing ist teuer

Aus aktuellem Anlass will ich an dieser Stelle, die Informationen zu Mobbing vervollständigen und auf den Mobbing-Report, einen Ratgeber und ein You Tube Video hinweisen.

Schon im März hatten wir in diesem Blog einen Beitrag zu Mobbing geschrieben und die Definition und die Häufigkeit von Mobbing (11% aller Beschäftigten) aufgezeigt.

In einer Broschüre der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin unter dem Titel: Wenn aus Kollegen Feinde werden…., der Ratgeber zum Umgang mit Mobbing“ bekommen Sie Informationen darüber, wie man Mobbing erkennt, wer warum mobbt und was typische Mobbingfolgen sind. Hier werden auch Handlungsempfehlungen gegeben (diese lesenswerte Broschüre finden Sie unter Vorträge-Informationen in diesem Blog).

Genauso empfehlenswert ist die repräsentative Studie zu Mobbing in Deutschland von 2500 Erwerbstätigen im Alter von 18 bis 65 Jahren von Meschkutat, Stackelbeck und Langenhoff (Mobbing-Report, 2002) ebenfalls unter Vorträgen-Informationen im Blog.

Ein hochinteressantes Interview zu Mobbing/Bossing mit Herrn Dr. Klaus Nidefinden Sie auf You TubeDas Video wurde 20.246 Mal aufgerufen !!

Mobbing bedeutet, dass jemand am Arbeitsplatz systematisch und über einen längeren Zeitraum schikaniert, drangsaliert, benachteiligt und ausgegrenzt wird.

In verschiedenen Arbeiten und im Mobbing-Report, 2002 werden typische Phasen eines Mobbing-Prozesses beschrieben:

Phase 1: Ungelöster Konflikt

Ein Konflikt steht im Raum. Es kommt zu ersten Schuldzuweisungen und persönlichen Angriffen

Phase 2: Der Psychoterror beginnt

Der eigentliche Konflikt gerät in den Hintergrund, die betroffene Person wird zur Zielscheibe. Folgen: Verlust des Selbstwertgefühls, Isolation und Ausgrenzung

Phase 3 Arbeitsrechtliche Sanktionen

Die Sache eskaliert, die betroffene Person ist stark verunsichert, sie kann sich nicht mehr konzentrieren, macht Fehler und gilt zunehmend als „problematisch“.
Folgen: Arbeitsrechtliche Konsequenzen wie Abmahnung, Versetzung, Androhung einer Kündigung

Phase 4: der Ausschluss

Das Ziel der Mobber ist erreicht: die betroffene Person kündigt oder es wird ihr gekündigt, bzw. sie willigt in einen Auflösungsvertrag ein

„Die Wahl der Waffen“ (ebenda) ist unendlich groß, letztlich richtet sie sich nach den Möglichkeiten, die die zum Mobbing entschlossene Person besitzt. Akzeptabel ist für den Mobber fast alles, was den anderen trifft. Unterschieden wird zwischen:

  • Mobbing auf der Arbeitsebene (sinnlose Tätigkeiten, Unterschlagen von Informationen, Manipulation von Arbeitsergebnissen usw.)
  • Mobbing auf der sozialen Ebene (wie Luft behandeln, demonstratives Schweigen, Verleumden, Anspielungen, kollektives Abwenden).

Risikogruppen für Mobbing sind: Frauen, Auszubildende, ältere Beschäftigte.

Dabei haben Menschen in sozialen Berufen ein dreimal so hohes Mobbing-Risiko und Menschen in Banken und Versicherungen ein doppelt so hohes Mobbing-Risiko wie der Durchschnitt.

Die Arbeitsorganisation

Stress und Angst am Arbeitsplatz machen Mobbing wahrscheinlicher. Dazu gehören nach der Broschüre:

  • eine mangelhafte Arbeitsgestaltung
  • ein autoritärer Führungsstil
  • fehlende Gesprächskultur

Dazu kommen eine angespannte Situation auf dem Arbeitsmarkt, Ellenbogenmentalität in bestimmten Branchen, die die Bereitschaft von Mobbern erhöhen, sich unfaire Vorteile zu verschaffen. In „einigen Firmen gibt es sogar Mobbing, um Personal abzubauen.“

„Mobbing macht krank – Mobbing ist teuer“

Mobbing führt zu massiven psychischen Problemen und verursacht häufig persönliche Tragödien. Gemoppte Mitarbeiter sind häufiger krank, weniger motiviert und weniger produktiv.

Zahlen belegen, dass 31 % aller Arbeitsunfähigkeiten in Zusammenhang mit psychischen „Fehlleistungen“ stehen. (Es ist davon auszugehen, dass ein Großteil davon durch Mobbing verursacht wird). Die „Kosten an direkten Aufwendungen für Krankheitsbehandlungen belaufen sich auf 11,1 Milliarden, die indirekten Kosten durch Produktionsausfall werden mit 13,4 Milliarden angegeben“ (ebenda).

Im Mobbing-Report werden 43,9 % Krankschreibungen bei Mobbing-Opfern beschrieben. Mehr als die Hälfte der Betroffenen sind länger als 6 Wochen krank.

Handlungsstrategien für Betriebe

Gerade in Zeiten der Globalisierung, von immer größerer Arbeitsverdichtung und zahlreichen anderen Umwälzungen in Betrieben sind klare Strukturen und eindeutige Verantwortlichkeiten, eine gezielte Personalentwicklung und eine hohe Arbeitszufriedenheit wichtige Voraussetzungen gegen Mobbing.

„Dort, wo unter schlanker Produktion vor allem eine abgespeckte Organisationsentwicklung verstanden wird, wo Personal nur als Kostenfaktor betrachtet wird und nicht als das wichtigste Firmenkapital, wo das Zwischenmenschliche keine Rolle spielt, entstehen Ängste und Unsicherheiten, die in Aggressionen und Mobbing umschlagen können“ (ebenda, S. 25).

Langfristige Handlungsstrategien beinhalten Schulungen, Engagement von Vorgesetzten gegen Mobbing, Anti-Mobbing-Betriebsvereinbarungen,, Schaffen einer Schlichtungsstelle und eines Mobbing-Beauftragten (siehe Mobbing-Report,2002).

Was können Betroffene tun ?

Oft ist es für Betroffene unmöglich, den Teufelskreis zu durchbrechen. Das liegt daran, dass Mobbing gerade darauf angelegt ist, direkte Auseinandersetzungen und fairen Umgang miteinander zu vermeiden.

Trotzdem sollten Betroffene gerade im Anfang einer solchen Entwicklung versuchen, klärende Gespräche zu führen, Konflikte anzusprechen und evt. so ein beginnendes Mobbing abzuwenden.

Der nächste Schritt sollte sein, beginnendes Mobbing öffentlich oder offensichtlich zu machen und Verbündete zu suchen. Jetzt ist auch das Gespräch mit Abteilungsleitern notwendig. Diese sollten Interesse am Arbeitsfrieden und der Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter haben. Ist der Mobber der Vorgesetzte und eine Klärung nicht möglich, sollte die Geschäftsführung oder Personalleitung Interesse an einer Klärung haben. An dieser Stelle sollten sich Betroffene Unterstützung vom Betriebs- bzw. Personalrat holen.

Außerhalb des Betriebes sollten sich Betroffene frühzeitig die Unterstützung von Freunden, Partnern, der Familie und von Hausärzten suchen. Als weitere Hilfen sind Rechtsanwälte und Mobbingberatungsstellen mögliche Anlaufstellen.

Wenn die Arbeitsfähigkeit gefährdet ist und sich schwere Depressionen und Selbstwertzweifel einstellen, sollten Betroffene unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Durch eine ambulante oder stationäre Behandlung wie z.B. in unserer Abteilung für Psychosomatik bei München können Sie dafür sorgen, dass durch monatelanges Mobbing keine nachhaltigen Beeinträchtigungen der Arbeitsfähigkeit, des Selbstvertrauens und der Energie, sich auf andere Stellen zu bewerben, entstanden sind.

Dennoch muss an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass laut Mobbing-Report der BAuA in mehr als 50% der Fälle  erst eine Kündigung bzw. eine Auflösung des Arbeitsvertrages den Psychoterror am Arbeitsplatz beendet.

Deshalb ist es so wichtig, „verstärkt Prävention zu betreiben und durch vorbeugende Maßnahmen ein Betriebs- und Arbeitsklima zu schaffen, in dem Mobbing nicht gedeihen kann.“ (ebenda, S 29)

 

Psychische Gesundheit und Vorbelastungen

In dieser Woche wurde eine Studie der Technischen Universität Dresden zu den Risikofaktoren für psychische Störungen bei Soldaten veröffentlicht. Diese Studie ist deshalb interessant, weil sie zeigt, dass es nicht reicht, nur akute Symptome zu untersuchen und zu behandeln.

Das hatten wir auch schon in einem Blog-Beitrag im Juli beschrieben: „Burnout und Narzissmus- Warum es nicht reicht, nur die Symptome zu behandeln“.

Die Studie von Wittchen, dem Leiter des Instituts für klinische Psychologie an der TU Dresden, ist ein gutes Beispiel dafür, dass nicht alle Menschen gleich stark auf die gleichen Belastungen reagieren. Die Studie mit 2500 Bundeswehrsoldaten belegt, dass jeder fünfte Soldat schon mit einer psychischen „Störung“ in den Auslandseinsatz geht. Dabei handelte es sich unter anderem um nicht erkannte oder nicht behandelte Depressionen, Angsterkrankungen und Alkoholprobleme. Die belastete Gruppe unter den Soldaten hatte ein erhöhtes Risiko, durch den Auslandseinsatz an einer Posttraumatischen Belastungsstörung, PTBS, zu erkranken.

Wittchen betont im Interview mit der SZ den herausragenden Stellenwert, den psychische Vorerkrankungen für die Frage haben, ob Soldaten durch den Einsatz psychisch geschädigt werden.

Und aus der Sicht des aufmerksamen Lesers ist erschreckend, dass diese psychische Vor-Belastung nicht erkannt oder diagnostiziert wurde.

Noch schlimmer ist, dass die Posttraumatischen Belastungsstörung, PTBS, bei keinem der Soldaten erkannt oder behandelt worden war.

Aus therapeutischer Sicht wird durch diese Untersuchung noch einmal klar, dass unser aller Reaktion auf schwere und schwerste Belastungen davon abhängt, wie unsere Widerstandskraft oder Resilienz is – anders ausgedrückt – wie wir gelernt haben, mit psychischen Belastungen umzugehen.

Vereinfacht gesagt: Menschen, die schon immer ängstlich waren und wenig gelernt haben, mit Ängsten umzugehen, reagieren natürlich in einer angstauslösenden Situation mit vermehrter Angst und Angsterkrankungen. Sie haben – so die Sprache der Studie – eine psychische Vorbelastung oder psychische Vorerkrankung, die ihr Risiko erhöht, eine psychische Erkrankung zu bekommen. Das gilt genauso für Selbstwertprobleme und Narzisstische Krisen, für Depressionen und Suchterkrankungen.

Deshalb haben wir geschrieben, dass es nicht reicht, nur die Symptome zu behandeln, sondern dass es dringend notwendig ist, nach den psychischen Ursachen, die großteils unbewusst sind, zu suchen.

Das ist damit gemeint, wenn wir von einer psychoanalytisch begründeten Therapie sprechen.

Von der Selbstoptimierung zum Hirndoping?

Chronische Belastungen und chronischer Stress machen krank, wie viele Studien und auch mehrere Beiträge in diesem Blog belegen. Um leistungsfähig zu bleiben oder die „Performance“ noch zu steigern, greifen jedoch immer mehr Menschen in Studium und Beruf zu Medikamenten.

Nach Umfragen der Krankenkassen geben 5% der Erwerbstätigen und Studenten an, schon einmal Medikamente zur Leistungssteigerung eingenommen zu haben. Das belegt auch eine Studie der Universität Bielefeld mit 3486 Studenten. Der SPIEGEL berichtete im Januar 2013 von 20% der Studenten, die Hirndoping betreiben. In Untersuchungen aus den USA wird die Häufigkeit von Medikamenten zur Leistungssteigerung ebenfalls mit 20% unter Studenten angegeben.

Im Projekt FAIRUSE der Soziologischen Fakultät Bielefeld wird versucht, Studienbedingungen zu schaffen, die Hirndoping und andere Praktiken nicht notwendig machen.

Menschen, die Medikamente zum  Hirndoping einsetzen, versuchen in der Regel, wacher, konzentrierter und leistungsfähiger zu sein, aber auch Ängste abzubauen und das Wohlbefinden zu steigern.

Bei  den Substanzen, die eingenommen werden, handelt es sich in erster Linie um Amphetamine, deren Verwandte (z.B. Methylphenidat: Ritalin*) und weitere illegale Drogen.  Für nähere Informationen zu den Medikamenten verweisen wir auf die Website der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V.

Die Nebenwirkungen sind nicht harmlos: zu zahlreichen körperlichen Beschwerden (Kopfschmerzen, Unruhe, Schlafstörungen, Atemnot, Herzprobleme Blutdruckschwankungen, Vergiftungserscheinungen) kommen eine ganze Reihe von psychischen Problemen und Erkrankungen (Ängste, Depressionen, Burnout, plötzliche aggressive Ausbrüche und Verfolgungswahn) und nicht zuletzt die Abhängigkeit von den Doping-Mitteln.

Besonders anfällig für Hirndoping sind Menschen, für die nur Leistungen zählen. Oft haben sie immer wieder die Erfahrung gemacht, nur über ihre Leistungen wahrgenommen zu werden. Immer wieder werden so auch Unsicherheiten und Ängste mit Leistungssteigerung überspielt.

Eine ähnliche Dynamik habe ich vor einigen Wochen bei dem Thema Selbstoptimierung unter der Überschrift: „Schöner,schlanker und gesünder. Wozu dient die Selbstoptimierung“ beschrieben.

Der regelmäßige Gebrauch von Medikamenten zur Leistungssteigerung führt aber unweigerlich zu einer Spirale, die die Betroffenen irgendwann nicht mehr aufhalten können. Manche müssen auch die Erfahrung machen, dass die erbrachten Leistungen nie genug sind und sie nie zur Ruhe und Zufriedenheit kommen. Dann hetzen diese „Leistungsträger“ von Erfolg zu Erfolg. Doch sie können diese Erfolge immer weniger geniessen, sondern müssen immer weiter, immer höher. So stellt sich eine Sucht nach Erfolg ein, der allein schon lange nicht mehr befriedigt.

Machmal ist eine Erkrankung für die Betroffenen der einzige Ausstieg ohne Gesichtsverlust aus diesem Kreislauf . Denn auch der Ausstieg aus der Leistungsspirale macht Angst. Gut, wenn bis dahin niemand zu schaden gekommen ist (z.B. durch Verletzungen, Unfälle oder Risikoverhalten).

Spätestens dann sind aber professionelle Unterstützung, Beratung und Therapie notwendig.

Manchmal muss vor eine Psychotherapie erst ein körperlicher Entzug  gemacht werden.

Langfristig kommen die Betroffen aber nur zurecht, wenn sie ihre Leistungsideale in Frage stellen und sich klar machen, was sie mit Leistung und Erfolg kompensieren wollten. Dann ist nicht nur eine Verhaltensänderung, sondern auch eine Veränderungen der Einstellungen möglich. Das geht in der Regel nur mit einfühlsamer, professioneller Therapie z.B. in einer Psychosomatischen Behandlung.