Immer noch versuchen einzelne Psychotherapeuten, Homosexualität „zu behandeln“ !?

Durch einen Artikel in der ZEIT vom 8.5.14 und einen Beitrag vom gleichen Autor in der Sendung Panorama (ARD, 8.5.14, 21.45 Uhr) fühlt man sich in  finstere Urzeiten der Medizin und Psychotherapie zurück versetzt: „Wie mich zwei Ärzte von meinem Schwulsein heilen wollten“ titelt Christian Decker in der ZEIT.

Im Artikel beschreibt er „Evangelikale Christen“, ihren Dachverband, die Deutsche Evangelische Allianz, und den Bund Katholischer Ärzte, die Homosexualität als Sünde ansehen. In dem Artikel heisst es auch, der Evangelischen Allianz stünden 11,3 Millionen evangelische Christen nahe. Der Autor beschreibt sehr bizarre Kontakte und Gespräche mit Ärzten, die versucht haben, ihm ihre Weltanschauung einzureden oder ihre religiösen Überzeugungen überzustülpen.

Auch vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen habe ich Informationen über Versuche, so genannte „Umorientierungs“Therapien auf Kosten der Krankenkassen abzurechnen.

Zu einer pathologisierenden (krank machenden) Haltung gegenüber Homosexuellen haben auch die Psychoanalytischen Ausbildungsinstitute lange beigetragen, die bis vor einigen Jahrzehnten Homosexuelle nicht als Ausbildungskandidaten zugelassen haben.

In dem Artikel hat der Autor die Ärzte allerdings auch bewusst in eine Falle gelockt: Er hat vorgegeben, etwas gegen seine Homosexualität unternehmen zu wollen.

Schwieriger wird es für Betroffene, wenn Sie mit einem psychischen Problem eine Therapie suchen (und z.B. homosexuell sind). Wenn Ärzte dann ihre eigenen Wertvorstellungen in die Behandlungen einfliessen lassen, ohne das deutlich zu machen, wird ein Patienten manipuliert, ohne es gleich zu merken.

Das ist v.a. für selbst-unsichere Patienten ein großes Problem, die oft hilflos nach Ratschlägen suchen. Aber die Wertvorstellungen von Ärzten und Psychotherapeuten haben in Behandlungen und Therapien nichts zu suchen. Wenn Ärzte ihre eigenen Wertvorstellung in die Behandlung einfliessen lassen, arbeiten sie umprofessionell und gehen über den Behandlungsauftrag hinaus.

Das verstösst gegen die Berufsordnung, gegen wissenschaftliche Standards, gegen Ethik-Leitlinien und klingt nach Kassenbetrug !

Und die Vermutung liegt nahe, dass das häufiger vorkommt als öffentlich bekannt wird. Im Artikel wird auch beschrieben, dass einzelne Therapeuten, Kassenanträge stellen und vorgeben, eine „Richtlinienpsychotherapie“ durchzuführen, aber unter diesem Deckmantel versuchen, gesunde Menschen zu Patienten zu machen, ganz anders behandeln und sie zu manipulieren. (Das gibt es wohl nicht nur bei dem Thema der Homosexualität).

Zur Erklärung:

  • die Berufsordnungen verpflichten Ärzte und Psychotherapeuten, Krankheiten zu diagnostizieren und zu behandeln und nicht Gesunde.
  • In den Psychotherapie-Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschuss werden behandlungsbedürftige „psychische“ oder „seelische “ Erkrankungen definiert und die Therapien beschrieben, die auf Kosten der Krankenkassen abgerechnet werden dürfen.
  • Dabei handelt es sich um Psychotherapieverfahren, deren Wirksamkeit wissenschaftlich nachgewiesen wurde. Diese müssen in anerkannten Weiterbildungsinstituten gelernt werden und haben bestimmte Standards, die die Ärzte im ZEIT-Artikel nicht angewandt haben
  • Ethik-Leitlinien legen fest, dass Psychotherapien neutral, unabhängig und wertfrei zu sein haben. (Die meisten Ausbildungsinstitute und viele Berufsverbände haben solche Leitlinien, auf die sich die Mitglieder festlegen).
  • Es klingt sehr nach Kassenbetrug, wenn andere Themen behandelt werden oder anders behandelt wird, als im Kassenantrag angegeben wird.

Ws heisst das für Betroffene oder Menschen in Krisen?

  • klären Sie mit dem behandelnden Arzt und Psychotherapeuten die Therapieziele und den Behandlungsauftrag
  • informieren Sie sich nach dem Therapieverfahren
  • wehren Sie sich gegen Wertvorstellungen und Manipulationen von Ärzten und Psychotherapeuten
  • Suchen Sie sich eine Zweitmeinung, wenn Sie unsicher sind
  • Melden Sie solche Vorkommnisse bei den Ärztekammern oder Psychotherapeutenkammern !!

Keine Zeit für Patienten – Sind die Controller schuld?

In den Medien und in der Öffentlichkeit wird immer wieder beklagt, dass Ärzte keine Zeit mehr für Patienten haben. Die Schuld dafür wird dem Controlling, den Geschäftsführern und der Ökonomisierung in den Krankenhäusern gegeben. Aber stimmt das wirklich ? Ist es nicht immer einfacher, die Schuld bei Anderen zu suchen oder das System verantwortlich zu machen?

Natürlich hat der finanzielle Druck auf die Krankenhäuser zugenommen. Und allen ist bekannt, dass sich die Prozesse in den Krankenhäusern durch das deutsche Fallpauschalen- System (G-DRG-System) radikal geändert haben. Die Verweildauern wurden radikal verkürzt und es sind manche Fehlanreize entstanden (z.B. mehr, z.T. nicht notwendige Operationen).

Und wahrscheinlich haben sich die meisten leitenden Ärzte schon einmal über Geschäftsführer geärgert, die ihnen mit wirtschaftlichen Argumenten Vorschriften gemacht haben. Manche Ärzte erleben es als Einmischung, wenn sich Kaufmännische Direktoren trauen, die Notwendigkeiten von medizinischen Leistungen in Frage zu stellen. Und manchmal scheinen Geschäftsführer sehr stark die Zahlen und weniger die Qualität der medizinischen Behandlung im Auge zu haben. Manchmal geraten auch die strategische Ziele  vor lauter Sparzwängen aus dem Blickfeld. Dann besteht die Gefahr, dass an dem wichtigsten Kapital gespart wird, was wir bei Dienstleistungen im Krankenhaus haben: dem qualifizierten Personal (statt an überflüssigen Strukturen oder Prozessen).

Aber ist das alles wirklich die Ursache dafür, dass Ärzte weniger Zeit für Patienten haben, wie auch in einem Artikel in der SZ vom 14.8.13 suggeriert wird (Vorsicht Klinik, SZ, Nr 187, Seite 3)? Ist das „System Krankenhaus“ krank und die Ärzte „rücksichtslos“, „ohne Gehör für Patienten“? Warum fühlen sich Patienten oft „schlecht informiert“ und „alleine gelassen“? Warum haben Patienten oft „Angst vor den behandelnden  Ärzten“?

Oder sollten wir uns nicht einmal an die eigene Nase fassen, statt die Schuldigen im „System Krankenhaus“ oder bei den Controllern zu suchen ?

In allen Generationen gab und gibt es Ärzte, die sich aufopferungsvoll und engagiert um ihre Patienten bemühen, die ihnen beistehen, sie informieren und bei schweren Erkrankungen begleiten. In den vielen Jahren als Arzt im Krankenhaus habe ich immer wieder Kollegen aller Fachrichtungen  kennengelernt, die sich viel Zeit für die Belange ihrer Patienten genommen haben. Und auch im G-DRG-System gibt es aufmerksame und patientenotrientierte  Ärzte, die Patienten aufklären, sich Zeit nehmen und für Patienten da sind.

Und ebenso gab es unter den Ärzten immer schon Handwerker, Tüftler und Wissenschaftler, die lieber im Labor standen, operierten, Narkosen machten und ihren Beruf als reine technische Serviceleistung betrachteten.

Und es gibt und gab eine Minderheit von Ärzten, die dabei die betroffenen Menschen vergessen, die eher an sich denken (an ihren Profit oder ihre Karriere), die sich keine Zeit für Aufklärungen nehmen, die wissenschaftliche Untersuchungen mit Patienten machen, ohne diese aufzuklären, die ihre Interessenskonflikte nicht offenlegen und unreflektiert mit Pharmafirmen zusammen arbeiten.

Das heisst: Ärzte, die sich wenig Zeit für die Patienten nehmen oder sich zu wenig um Patienten bemühen, gab es schon lange vor den ökonomischen Zwängen des G-DRG-Systems.

Und bis heute gilt, dass Mediziner viel zu schlecht auf die Belastungen und psychischen Belange ihrer Patienten vorbereitet sind. Sie sind überfordert damit, Menschen über schwere Krankheiten zu informieren und ihnen bei den Behandlungen beizustehen. Obwohl es seit 1976 Pflichtkurse in Psychosomatik im Studium gibt, sind die meisten Ärzte mit Gesprächsführungen überfordert. Das Medizinstudium bereitet ausführlich auf die körperliche Seite von Erkrankungen vor, die psychischen Erkrankungen kommen zu kurz. Und nach wie vor wird an den deutschen Hochschulen die wissenschaftliche Tätigkeit mehr belohnt als die Lehre und Ausbildung der Studenten.

Schon in den 70 er Jahren schrieb Balint* über die Ärzte, die sich nur 5 Minuten Zeit pro Patient geben. Und noch heute suchen Ärzte oft Jahre lang nach organischen Ursachen für Beschwerden und erkennen Depressionen oder Somatisierungen viel zu spät. Schon Untersuchungen aus den 90er Jahren haben beschrieben, dass Ärzte weniger Zeit mit den Patienten verbringen, denen sie nicht mehr weiter helfen können.

Das heisst für Patienten und Angehörige, dass sie sich aktiv und kritisch nach Ärzten umschauen müssen, die ihre Interessen ernst nehmen und nicht über sie bestimmen.

Für Ärzte heißt das, dass sie sich gegenüber Geschäftsführern behaupten müssen und die Notwendigkeiten der medizinischen und therapeutischen Qualität immer wieder selbstbewusst vertreten müssen.

Erfolgreiche Zertifizierung der psychosomatischen Tagesklinik (ISO- 9001: 2008)

Wir freuen uns über die erfolgreiche Zertifizierung unserer psychosomatischen Tagesklinik am 3.7.2013 durch den TÜV Süd  (nach ISO 9001:2008).

Dabei wurde besonders hervorgehoben, dass „es in der Psychosomatischen Abteilung gut gelungen ist, das Bewußtsein der Mitarbeiter/innen für Qualität und das Verständnis für organisatorische QM-Maßnahmen zu fördern.“

Nach der Zertifizierung der psychosomatischen Station im Jahre 2009 ist diese erfolgreiche Zertifizierung eine schöne Bestätigung unserer erfolgreichen Arbeit in unserer Psychosomatischen Akutbehandlung bei München.

Inhalte der ISO-Zertifizierung waren u.a.:

  • das Qualitäts-Management und die Qualitätsziele der Abteilung
  • die Behandlungs-Qualität
  • die Organisation und Prozesse in Station und Tagesklinik
  • die Patientenorientierung und Patienteninformationen
  • Mitarbeiterführung und -motivation
  • Zuweiser-Management
  • Wirtschaftliche Betriebsführung

Und nicht nur der TÜV bestätigt unsere gute Qualität. Auch 93% der Patienten sind mit der Behandlung in unserer Abteilung zufrieden.  Siehe Beitrag zur Patientenzufriedenheit in der Psychosomatik Ebersberg in diesem Blog.

Bei dieser Befragung von 420 Patienten der letzten 2,5 Jahre bewerteten 73,1 % der Befragten die ärztliche/therapeutische Betreung und 82,9 % die Betreuung durch die Pflegekräfte mit gut bis sehr gut.

 

Warum werden manche Menschen psychisch krank, andere nicht?

Und was bedeuten Begriffe wie Resilienz und Salutogenese? Patienten fragen uns oft, warum manche Menschen mehr und andere weniger unter vergleichbaren Belastungen und Traumen (seelischen Verletzungen) leiden. Warum werden manche Menschen schwer krank und andere scheinen schwerste Lebensereignisse und traumatisierende Ereignisse in der Lebensgeschichte fast ohne Beschwerden und Krankheiten überstanden zu haben?

Wenn man diese Fragen stellt, antworten viele Therapeuten mit dem Begriff der „Resilienz“ und meinen damit die Widerstandskraft eines Menschen. Wie diese zustande kommt, wird unterschiedlich erklärt. Manche sprechen von Genetik, also angeborenen Fähigkeiten, andere von Umwelteinflüssen.

Mit Salutogenese wird die Lehre von den Bedingungen verstanden, unter denen Gesundheit versteht. Viele Therapeuten versuchen, sich in ihren Behandlungen Widerstandskräfte und gesunde Eigenschaften zu Nutze zu machen.

Dann wird oft auch von Ressourcenorientierung gesprochen, also der Fähigkeit, auf gesunde Anteile oder auf Fähigkeiten zu verweisen, die Menschen haben, auch wenn sie in schweren depressiven Episoden stecken oder schwere Traumen überwinden müssen.

Nach unserer Erfahrung beschäftigt sich jedoch jeder Patient in Therapien mit schwierigen, konflikthaften, belastenden und z.T. traumatischen Erlebnissen und versucht, mit Hilfe des Therapeuten/der Therapeutin besser mit dem Erlebten zurecht zu kommen. Menschen, die jedoch versuchen, ausschließlich positiv zu denken, und die Erlebnisse auszublenden (zu verdrängen), die zu belastend erscheinen, bleiben instabil und verletzlich.

Es handelt sich in Therapien u.E. also nicht um einen Gegensatz zwischen negativen Gedanken und Erinnerungen auf der einen Seite, die ausgeblendet werden müssen, und positiven Ressourcen oder Resilienz auf der anderen Seite.

Damit es möglich ist, in Therapien über konflikthafte, traumatische Erinnerungen zu sprechen oder über Themen, die man meint, emotional nicht aushalten zu können, muss die „therapeutische Beziehung“ stabil und angstfrei sein. Wenn das den Betroffenen trotzdem nicht möglich ist, können spezielle Verfahren z.B. aus der Traumatherapie oder Borderline-Therapie angewandt werden (Imagination, EMDR, Skills,….).

Und die Frage, wie stabil oder angstfrei Menschen sind, hängt in den meisten Fällen von der Lebensgeschichte, Beziehungen zu frühen Bezugspersonen und den erlebten psychischen und körperlichen Verletzungen (Traumen) ab.

Gelernte Verhaltensweisen und Beziehungserlebnisse prägen uns alle  mehr als uns bewusst ist.

Es ist für jeden Menschen wichtig, ob er in einer stabilen, angstfreien Umgebung mit verlässlichen und wohl wollenden Bezugspersonen groß wurde, oder ob Unsicherheit, Angst und Kontaktabbrüche die Lebensgeschichte bestimmen (vereinfachte Darstellung).

Davon hängt also die Widerstandskraft: Resilienz ab.

Und immer wieder behandeln wir in unserer Psychosomatik bei München auch Menschen, die zwar in ihrer Kindheit und Jugend belastende oder traumatisierende Erfahrungen und Erlebnisse hatte, aber immer wieder Jahrzehnte lang mit viel Kraft und Erfindungsreichtum in Beruf und Privatleben gut zurecht gekommen sind. Akute Probleme können bei solchen Menschen (mit z.T. unverarbeiteten Konflikten) jedoch zu sehr schweren Krisen führen, die die Betroffenen oft selbst nicht für möglich gehalten hatten.

Oft ist es in Therapiuen dann notwendig, sich auch mit alten noch nicht verheilten Wunden zu beschäftigen, um wieder stabil, arbeitsfähig und ausgeglichen werden zu können.

Unsere stationäre und teilstationäre Behandlungen sind dann oft nur der Start und die Vorbereitung für eine weiterführende ambulante Behandlung.

 

 

Brauchen wir die Diagnose-Kataloge: ICD-10 oder DSM V ?

Am 18. Mai 2013  wurde in den USA der neue  Diagnose-Katalog für psychische Erkrankungen vorgestellt (DSM V*). Verfasser dieses Kataloges  ist die Amerikanische Psychiatrische Gesellschaft (APA**).

Nun könnten wir uns fragen, welche Bedeutung dieser neue Diagnose-Handbuch für die Patienten, die deutsche Psychiatrie und Psychosomatik und speziell für unsere Psychosomatik bei München hat; zumal wir in Deutschland die Erkrankungen nach einem anderen System, dem ICD-10*** der WHO verschlüsseln.

Für Patienten muss man zuerst auch erklären, wozu diese Verschlüsselung überhaupt notwendig ist: Es handelt sich in erster Linie um Abrechnungsziffern, die die Ärzte und Krankenhäuser den Krankenkassen mitteilen. Aber diese Verschlüsselungen bestimmen auch, ob es sich bei bestimmten Symptomen überhaupt um eine Erkrankung handelt, die auf Kosten der Krankenkasse behandelt werden kann.

Und der amerikanische Diagnose-Katalog gilt als Vorreiter für den ICD Katalog. Viele Neuerungen wurden schon in der Vergangenhait einige Jahre später in den ICD übernommen. Und eine Aktualisierung des ICD ist für 2011 angekündigt (ICD 11).

Sie sehen also, es geht auch um Definition von Erkrankungen, Bezahlung von Behandlungen und Medikamenten, evt. um Berentungen und neue Forschungen.

Und deshalb ist z.B. interessant, dass das Burn out Syndrom auch in der neuen Klassifikation weiterhin keine eigenständige  Diagnose ist. Das halten wir, wie viele Experten, für kritisch.

Andere Erkrankungen, wie z.B. das ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- Hyperaktivitäts-Syndrom) wurde auf Erwachsene ausgeweitet.

Und  es gibt neue Diagnosen im DSM-Katalog:  endlich wurde die „Binge Eating Disorder“ aufgenommen. Hierbei handelt es sich um eine Essstörung bei übergewichtigen und adipösen Menschen, die dringend behandlungsbedürftig ist (siehe Essstörungen in diesem Blog).

Die Bundespsychotherapeutenkammer, BPtK, kritisiert aber zu Recht, dass im neuen Katalog DSM V die akute Trauer, z.B. nach Verlust eines geliebten Menschen, schon nach zwei Wochen als Krankheit eingestuft wird. Dabei betont Prof. Richter, BPtK: „Wer intensiv trauert, erfüllt zwar häufig formal die Kriterien einer Depression, ist aber nicht krank.“ und „Die meisten Trauernden verkraften ohne Behandlung den Verlust einer geliebten Person.“ Die Dauer der Trauer und des Schmerzens allein können also keine Kriterien für eine Behandlungsbedürftigkeit sein.  Siehe dazu auch <http://www.bptk.de/aktuell/einzelseite/artikel/trauer-ist-k.html>.

Es ist also verständlich, dass einige Kritiker in Fachzeitschriften und Medien fragen: „Werden Leute krank gemacht?“ Die TAZ titelte: „Wo fängt irre an? Echt krank oder normal verrückt? http://www.taz.de/!116007/.

Dabei darf nicht vergessen werden: jeder Mensch hat das Recht und in Deutschland auch den Anspruch auf eine angemessene Berhandlung. Um entscheiden zu können, welche Behandlung in welchem individuellen Fall die beste ist, sind eine genaue Diagnostik und Vergleichbarkeit der Diagnosen notwendig. Nur so können Therapiestudien durchgeführt werden und verschiedene Behandlungen miteinander verglichen werden. (Immer wieder besteht sonst die Gefahr, dass Äpfel mit Birnen verglichen werden). d.h. diese Diagnose-Kataloge sind auch zur Qualitätssicherung notwendig.

Und das DSM hat schon bisher einen großen Vorteil gegenüber der Klassifikation der WHO, die in Deutschland verwendet wird: es werden nicht nur Symptome diagnostiziert, sondern auch tieferliegende Persönlichkeitsprobleme und soziale Faktoren, die bei Behandlungen berücksichtigt werden müssen. (Dazu an anderer Stelle später mehr in diesem Blog).

Es gibt weitere Details, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll. Siehe dazu auch in den Suchmaschinen: DSM V

*DSM V:  Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorder V

**APA: American Psychiatric Association

***ICD 10: International Classification of Mental and Behavioral Disorders